Am 6. Oktober 1949 kam Bundespräsident Theodor Heuss zu seinem offiziellen Antrittsbesuch nach München. Er wurde am Hauptbahnhof von Ministerpräsident Hans Ehard, Landtagspräsident Michael Horlacher, Senatspräsident Josef Singer sowie dem Münchner Oberbürgermeister Thomas Wimmer begrüßt und von zahlreichen Journalisten erwartet. Die Aufnahme zeigt Heuss (links) und Ehard (rechts), rechts hinter Heuss Hans von Herwarth, seit 1945 Referent in der Bayerischen Staatskanzlei und 1949 stellvertretender Chef des Bundespräsidialamtes, links hinter Ehard Oberbürgermeister Wimmer und im Vordergrund ganz rechts im Profil Landtagspräsident Horlacher.<lb/>Ministerpräsident Ehard, der ein besonderes Gespür für die politische Bedeutung protokollarischer Angelegenheiten besaß, dankte dem Bundespräsidenten dafür, daß ihn seine erste Reise vom Bundessitz aus nach Bayern geführt habe. In München betrachtete man den Besuch des Staatsoberhaupts auch als versöhnliche Geste gegenüber Ehard, nachdem dieser bei der Wahl zum Bundesratspräsidenten gescheitert war.<lb/>Indem die Staatsregierung den Bundespräsidenten protokollarisch im Grunde wie ein ausländisches Staatsoberhaupt empfing, nutzte sie den „Staatsbesuch“, wie es zeitgenössisch ganz selbstverständlich hieß, zur Betonung der Eigenstaatlichkeit Bayerns. Von der Kleidung – Ministerpräsident Ehard erschien im nagelneuen Cut mit taubengrauer Weste, wie Hans-Ulrich Kempski in der Süddeutschen Zeitung notierte – über das Staatsbankett im Bayerischen Hof mit Nymphenburger Porzellan und goldenem Besteck und die Festaufführung im Prinzregententheater bis zum anschließenden Staatsempfang im Haus der Kunst begrüßte Bayern Theodor Heuss mit allen protokollarischen Ehren.<br/>Nachweis: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abteilung V, NL Ehard 779
Am 6. Juni 1949 hatte der amerikanische Präsident, Harry S. Truman, John McCloy zum US High Commissioner for Germany ernannt. Nach seiner Ankunft am Dienstsitz Frankfurt am Main übernahm er am 2. Juli 1949 übergangsweise das Amt des amerikanischen Militärgouverneurs in Deutschland. Am 9. Juli 1949 traf er auf einer Informationsreise durch die US-Besatzungszone erstmals mit Ministerpräsident Ehard in München zusammen. Mit dem Inkrafttreten des Besatzungsstatuts am 21. September 1949 übernahmen die drei Hohen Kommissare gemeinsam in der Alliierten Hohen Kommission die Kontrolle über die Bundesregierung und die Regierungen der Länder. McCloy amtierte bis zum 1. August 1952 als amerikanischer Hoher Kommissar.<lb/>Am 9. Januar 1950 unterbrach er seinen achttägigen Weihnachtsurlaub in Garmisch-Partenkirchen zu einem eintägigen Besuch in der bayerischen Landeshauptstadt. In Begleitung von Landeskommissar Clarence M. Bolds führte er unter anderem ein längeres Informationsgespräch mit Ministerpräsident Ehard in der Bayerischen Staatskanzlei. Die Aufnahme zeigt von links nach rechts: Ehard, McCloy und Bolds.<lb/>Indem Ministerpräsident Ehard am Abend anläßlich des Besuchs von McCloy das in München akkreditierte Konsularische Korps zu einem Staatsempfang in das Prinz-Carl-Palais bat, wertete er den informellen Besuch McCloys ganz im Sinne des staatlichen Selbstverständnisses Bayerns protokollarisch auf.<br/>Nachweis: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Abteilung V, NL Ehard 754
In zunehmendem Maße gehörten Repräsentationstermine zum Aufgabenfeld des Ministerpräsidenten und der Mitglieder der Staatsregierung. Der Ministerrat diente immer wieder zur Koordination der verschiedenen Anfragen und Termine. Am 29. März 1949 (Nr. 61 TOP VII) erklärte sich Ministerpräsident Ehard im Ministerrat bereit, eine Einladung des Adalbert Stifter Vereins zu den Pfingstkulturtagen der Sudetendeutschen in Bayreuth anzunehmen, bei denen unter anderem auch das Collegium Carolinum gegründet wurde. Die Aufnahme zeigt Ehard am 5. Juni 1949 im Park der Eremitage nach der Überreichung der Stifter-Plakette (heute im BayHStA Nachlaß Ehard 454) durch den Vorsitzenden Franz Anton Fürst von Thun und Hohenstein mit einem Mädchen in Egerländer Tracht.</br>Nachweis: Adalbert Stifter Verein, München
Bei der ersten Bundestagswahl am 14. August 1949 kam die CSU, die bei der Landtagswahl im Dezember 1946 52,3% erzielt hatte, nur noch auf 29,2% (24 Mandate im Bundestag). SPD und FDP erzielten 22,8% (18 Mandate) und 8,5% (7 Mandate) der Stimmen. Gewinner der Wahl waren die Bayernpartei unter ihrem Vorsitzenden Joseph Baumgartner, die aus dem Stand 20,9% (17 Mandate) erreichte, und die Wirtschaftliche Aufbau-Vereinigung von Alfred Loritz mit 14,4% (12 Mandate).<lb/>Die Karikatur von Ernst Maria Lang erschien am 18. August unter dem Titel „Einzug der Gladiatoren“ in der Süddeutschen Zeitung: Unter den skeptischen Blicken von Konrad Adenauer und Kurt Schumacher ziehen Joseph Baumgartner mit bayerischem Banner und Alfred Loritz mit Sprengstoff in der Hand in den als Arena gestalteten Bundestag in Bonn ein. Mit den Worten „... Lieb Bayernland magst ruhig sein ...“ kommentierte der Karikaturist seine Zeichnung und spielte damit auf die Refrainzeile von „Die Wacht am Rhein“ (Max Schneckenburger 1840, 1854 vertont) „Lieb' Vaterland magst ruhig sein, fest steht und treu die Wacht am Rhein“ an.</br>Nachweis: Süddeutsche Zeitung 18. August 1949'

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Das Kabinett Ehard II

28. September 1947 bis 18. Dezember 1950

Band 2

5.1.1949-19.12.1949

Bearbeitet von Karl-Ulrich Gelberg

Herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften durch Rudolf Morsey und von der Generaldirektion der Staatlichen Archive Bayerns durch Hermann Rumschöttel

Oldenbourg Verlag München 2005